Die British Virgin Islands oder Arbeiten im Paradies

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26. Dezember – 04. Januar Die British Virgin Islands gelten als einer der schönsten Segelreviere der Welt. Das hängt hauptsächlich damit zusammen, dass es auf diesen Inseln so viele schöne Postkarten-Strände gibt, an denen man wunderbar ankern kann. Es gibt zwar auch einen sehr konstanten herrlichen Ostwind. Der wird aber von den wenigsten Yachties tatsächlich genutzt. Statt dessen wird üblicherweise von Hotspot zu Hotspot motort. Nachdem ich am 23. Dezember per Facebook auf die Ausschreibung einer Doppelstelle Skipper & Chef aufmerksam geworden bin und Katja sich spontan bereit erklärt hat, die „Chef“ Stelle zu übernehmen (Der „Chef“ ist im Chartergeschäft für Küche, Cocktails und die Sauberkeit des Schiffes verantwortlich) sind wir drei Tage später unterwegs zu den British Virgin Islands. Wir kommen dort am 26. Dezember Abends an und verbringen die erste Nacht in einem Hotelzimmer mit dem schönen Namen Hummingbird (Kolibri). Am nächsten Morgen packen wir direkt wieder und treffen um die Mittagszeit auf Mark Staub und seine Familie. Mark und Lisa haben für sich und Ihre 4 Kinder einen Katamaran (Leopard 50) gechartert und wir werden die nächsten 7 Tage zusammen mit Ihnen die BVIs erkunden. Da Mark und Lisa den Urlaub zusammen mit einer befreundeten Familie gebucht haben, lernen wir auch gleich noch Bill und Jenny und deren 3 Kinder kennen. Bill und Jenny haben einen baugleichen Katamaran der von Martin geskippert wird. Martin ist Österreicher, Berufsskipper und ein Meister im backen von Foccaca. Wir verstehen uns von Anfang an sehr gut und werden im Laufe der Zeit gute Freunde. Bill hatte die letzten Tage vor seinem Urlaub viel Streß und drängt darauf, noch am gleichen Tag auszulaufen. Da wir laut Chartervertrag nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr auf dem Wasser sein dürfen, ist also erst einmal Hektik angesagt. Pünktlich um 17 Uhr laufen wir dann aus und motoren zu Norman Island – unserem ersten Übernachtungsziel. Norman Island besteht aus einer Ankerbucht, zwei Strandrestaurants und einer schönen Schnorchelstelle mit Höhlen, durch die man durchschwimmen kann. Das wird am nächsten Morgen auch gleich unser erstes Ziel und nach dem alle ausgiebig im Wasser waren, sprinten wir zum nächsten Hotspot – den Indians. Die Indians sind eine Reihe von Felszacken vor einer nahegelegenen Insel und gelten ebenfalls als lohnendes Schnorchelrevier. Am späten Nachmittag machen wir uns dann auf den Weg zu Peter Island. Für Peter Island gilt sinngemäß das Gleich wie bereits für Norman Island – schöne Ankerbuchten und jede Menge Gelegenheiten zum Schnorcheln. Wir machen an einer Boje in der Great Harbour Bay fest. Am nächsten Morgen geht es schon vor dem Frühstück weiter in die Deadman’s Bay. Hier ist ein Frühstück für alle auf unserem Schiff geplant. Zu diesem Zweck versuchen wir, nebeneinander zu ankern und unsere Schiffe zusammenzulegen. Leider ist der Schwell aber zu stark und wir geben den Versuch auf, ankern separat und nutzen die Dinghi’s. Nach dem Frühstück geht es über Salt Island (Wrack) und Cooper Island (Schnorcheln) bis nach Spanish Town. Spanish Town ist die größte Stadt auf der Insel mit dem schönen Namen Virgin Gorda und war früher auch die Hauptstadt der BVIs. Es gibt einen richtigen Hafen und um 15 Uhr sind wir an unserem Steg festgemacht. Jetzt heißt es erst einmal die Vorräte auffüllen und so machen Katja und ich uns auf den Weg zum nächsten Supermarkt. Abends wird wie immer gekocht und danach haben Katja und ich frei. Wir machen uns auf den Weg zur Coco Mayo – einer der schönsten Strandbars in der Karibik. Dort ist am Abend noch richtig viel los und so können wir unsere Auszeit umso mehr genießen. Der nächste Morgen steht noch einmal im Zeichen des Einkaufs und so kommen wir erst am Mittag los zu unserem nächsten Ziel – Scrab Island. Srab Island ist eine Privatinsel auf der es außer einem erstklassigen Ressort mit eigener Marina nichts weiter gibt. Wir legen uns auch hier an den Steg und können die Annehmlichkeiten des Resorts (herrliche Duschräumlichkeiten, Swimmingpool, Hotelbar) nutzen. Nach dem Abendessen bewundern wir die enorme Anzahl sehr großer Fische, die sich im Unterwasserlicht unserer Katamarane tummeln. Und plötzlich tauchen aus dem Nichts auch noch 2 Riffhaie auf. Riffhaie sind eine für den Menschen ungefährliche Haiart, die um die 2 m lang wird. Wir machen einen der Profiangler, die sich auf dem Steg herumtreiben, auf die Haie aufmerksam und geben ihm auch noch ein Stück von den übrig gebliebenen Steaks für seinen Angelhaken. Kaum ist der Köder im Wasser, wird er auch sofort von einem der Riffhaie geschnappt. Es entspannt sich ein kurzes aber äußerst heftiger Kampf zwischen Fisch und Angler aber dann ist die Angelschnur durch und der Hai wieder verschwunden. Den weiteren Abend beschließen wir dann bei einem „Painkiller“ in der Hotelbar – wieder einmal mit einem herrlichen Blick über die Bucht. Wie sich später noch bewahrheitet, ist der Painkiller-Cocktail von Scrab Island der Beste in der Karibik – er schlägt auch deutlich das Original von der Soggy Dollar Bar. Am nächsten Tag haben wir eine äußerst kurze Strecke vor uns und daher keinerlei Eile. Mark und Lisa gehen erst einmal ins Gym und die Kinder vertreiben sich die Zeit am Pool. Gegen Mittag motoren wir dann die 2 sm bis zur Trellis Bay, in der wir die Sylvesternacht verbringen wollen. Die Trellis Bay verfügt über eine Reihe schöner Strandbars und ist für seine Full Moon Parties bekannt. Mark hat herausgefunden, dass es hier um Mitternacht ein Sylvester-Feuerwerk geben soll und so schnappen wir uns zwei der Bojen nahe am Strand. Jetzt heißt es für Katja, Martin und mich die Ärmel hochzukrempeln und das Sylvester-Dinner vorzubereiten. Wir haben eine Art Tapas Buffet geplant und sind damit die nächsten Stunden beschäftigt. Auf das Ergebnis sind wir dann aber auch stolz und bekommen ein dickes Lob. Danach öffnen Mark und Bill abwechselnd Rotweinflaschen allererster Güte, die sie aus Ihren heimischen Weinkellern mitgebracht haben. Gegen 21 Uhr bringen wir dann die meisten zum Strand, da hier die Sylvesterparty in vollem Gange ist. Allerdings sind eine Stunde später alle schon wieder auf dem Boot und so nutzen Martin, Katja und ich die Gelegenheit, und gehen auch noch für eine Stunde an den Strand zum Feiern. Pünktlich um Mitternacht beginnt dann das Feuerwerk und danach sind alle reif fürs Bett. Für uns ist diese amerikanische Version von Sylvester ziemlich ungewohnt aber wir sind auch rechtschaffen müde und gehen ebenfalls Schlafen. Am nächsten Morgen brechen wir bereits sehr zeitig wieder auf und machen uns auf den Weg nach Jost-van-Dyk, der Insel mit der legendären Soggy Dollar Bar. Die Bar hat Ihren Namen davon, dass die ersten Yachties in den 70er Jahren nach dem Ankern vom Schiff ins Wasser gesprungen und an Land geschwommmen sind um dort den berühmten „Painkiller“ Cocktail zu trinken. Anschließend bezahlten sie mit Ihren naß gewordenen Dollarscheinen woraus sich der Name Soggy Dollar (durchnässter Dollar) ableitet. Angeblich hat schon Keith Richards von den Rolling Stones hier seine Drinks mit nassen Dollars bezahlt. Heute gibt es neben der Soggy Dollar Bar eine Reihe weiterer Bars und Restaurants und die Bucht ist dementsprechend immer gut besucht. Bevor wir uns dorthin begeben, stehen aber noch zwei Stops auf dem Program, die schöner nicht sein könnten: Sandy Stiff – eine Sandbank mit 3 einzelnen Palmen umrundet vom schönsten türkisblauen Wasser und Sandy Cay. Letzteres ist eine sehr kleine Felseninsel, die ebenfalls über einen phantastischen Strand verfügt. Hier kommt wieder Karibik-Feeling pur auf und wir trennen uns nur schweren Herzens und fahren weiter. In der White Bay der Soggy Dollar Bar angekommen bekommen wir nach einigem Suchen noch Plätze an den regulären Bojen. Allerdings nehmen wir das Dinghi zum Strand und die Dollarnoten blebein trocken. Die Atmosphäre ist klasse und der Spirit der Vergangenheit ist tatsächlich einigermaßen erhalten geblieben. Auch wenn die legendäre Bar inzwischen um ein Hinterhaus erweitert wurde, indem man in zwei Räumen eine Vielzahl an Merchandising Artikeln kaufen kann. Cool wars trotzdem. Am Abend machen wir dann überraschenderweise noch einmal los und verlegen uns in der hereinbrechenden Dunkelheit in die Great Harbour Bay. Eigentlich schade, denn der Abend am White Bay Beach wäre sicher sehr lustig und feuchtfröhlich geworden zumal es unser letzter Abend in einer Ankerbucht ist. Der letzte Tag auf See wird noch einmal etwas stressig. Nach einem Besuch in der Diamond Cay zum Lunch im nicht minder bekannten Foxy müssen wir auf dem Weg zurück nach Roadtown unbedingt noch einen Schnorchelstop in der Smuggler‘s Cove einlegen. Die Bucht soll angeblich Schmugglern als Versteck für sich selbst und Ihre Schmugglerware gedient haben. Heute besteht sie aus einem wunderbaren Strand und einem felsigen Teil, der sich – wie könnte es ander sein – prima zum Schnorcheln eignet. In letzter Minute erreichen wir schließlich um 17 Uhr Roadtown und nachdem wir noch ein Kreuzfahrtschiff beim Auslaufen den Vortritt lassen, sind wir kurz vor 18 Uhr im Hafen fest. Zum Abschluß des Urlaubs gibt es für alle noch ein Abendessen im Hafenrestaurant und den restlichen Weinvorräte an Bord. Mit dem Frühstück am nächsten Morgen und der anschließenden Übergabe des Schiffes endet unser Job und wir haben den Nachmittag und Abend für uns. Da es keine passenden Flüge gab, bleiben wir eine weitere Nacht im Hummingbird und fliegen am 4. Januar wieder nach Guadeloupe. Apropos Fliegen: neben den wenigen großen internationalen Flughäfen verfügen alle Inseln über kleine Regionalflughäfen. Deren Landebahnen beginnen praktisch immer im Wasser und so kommt man häufiger in den Genuss eines „erweiterten Wartesaals“. Die Abflughalle auf dem Flughafen der BVIs ist beispielsweise keine 5 Gehminuten vom Strand der Trellis Bay entfernt. Und so versüßen wir uns die Wartezeit zwischen Check-In und Abflug standesgemäß mit einem letzten Cocktail am Strand und einem phantischen Ausblick auf Scrab Island. Fazit: trotz des „Jobs“ konnte ich die British Virign Islands in vollen Zügen genießen und noch selten hat ein gut bezahlter Job so viel Spaß gemacht wie diese Woche. Hoffentlich kommen noch mehr solcher Törns mit so netten Kunden!

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Susanne Hofmann

    Wow, sollte doch über einen Berufswechsel nachdenken…
    Freu mich, dass es dir so gut ergeht !
    Lieben Gruß Susanne

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