Madeira und die Ankunft in Las Palmas

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Samstag 14. Juni

Madeira ist die Hauptinsel einer Gruppe von Inseln, die zusätzlich noch die Inseln Porto Santo (ebenfalls bewohnt), die Ilhas Desertas und Selvagem Grande umfasst. Die Hauptinsel gilt auch als die Blumeninsel und gehört wie alle anderen Inseln zu Portugal. Nach einer sehr chilligen 5-tägigen Überfahrt mit leider etwas wenig Wind steuern wir die Südküste der Insel an, die uns besten Schutz vor Wind und Welle bietet. Um den Trubel der Hauptstadt Funchal zu vermeiden entscheiden wir uns, den Hafen Calheta anzulaufen. Er gehört zu einem kleinen Städtchen gleichen Namens und ist künstlich in ca. 3 km Entfernung an die Steilküste angeflanscht. Auffällig an Madeira sind die schroffen Felsklippen die bis weit unter die Wasseroberfläche reichen.

Die schroffe Südküste von Madeira kurz vor unserer Ankunft

Wir machen am Nachmittag um 16 Uhr im Hafen an einem Kopfsteg fest und werden kurz darauf von einem offiziellen besucht. Er stellt uns ein paar Fragen zu Herkunft und weiterer Reise, fotografiert unsere Pässe und verabschiedet sich danach mit den besten Glückwünschen für einen schönen Aufenthalt. Man merkt daran deutlich, dass man wieder in der EU ist. Und da die Azoren ebenfalls zu Portugal gehören haben wir noch nicht einmal eine Landesgrenze überquert. Der Hafen ist stark  bevölkert mit Motorbooten, die für die Angelsaison nach Madeira kommen. Sie haben riesige Angeln an Bord mit denen sie Merlin angeln. Da aber niemand so viel Fisch benötigt werden die Fische nach dem Fang vom Haken befreit und wieder ins Meer entlassen. Wir freuen uns über eine warme Dusche und lassen uns danach in einem der Restaurants an der Pier nieder. Es gibt super leckeren Fisch zu richtig günstigen Preisen. Da wir 3 Tage bleiben können, nehmen wir am nächsten Tag ein Taxi und fahren in die Hauptstadt Funchal. Dank der neugebauten Autobahn die praktisch nur aus Tunneln besteht dauert die Fahrt statt der ursprünglichen 4 Stunden nur noch 30 Minuten. Unser erstes Ziel ist der bekannte botanische Garten, der uns allerdings nur mäßig begeistert. Für eine Blumeninsel hatte ich mir tatsächlich mehr Blumen erwartet.

Der botanische Garten von Madeira

Erst danach lese ich, dass es noch wesentlich schönere Gärten zu besichtigen gibt. Es lohnt sich also, noch einmal wieder zu kommen. Nach dem Garten steigen wir auf steilsten Straßen bis in zum Hafen ab und bewundern nebenbei die wunderschönen Kacheln mit den jeweiligen Hausnummern. Faszinieren ist auch der Blick über die Stadt mit Häusern, die teilweise direkt an die steilen Felswänder der vielen Schluchten gebaut sind.

Unten in der Stadt quirlt das Leben, auch wenn der Yachthafen selbst wegen Komplettneubau von einem großen Zaun umgeben ist. Zum Glück liegen wir in Calheta sehr viel schöner direkt an der Steilküste. Bei unserem Spaziergang durch die Altstadt kommen wir an einen kleinen Park, in dem ein Blasorchester für einen Auftritt übt. Wir setzen uns auf die Stufen des kleinen Amphitheaters und lauschen der Musik.

Ein kleiner idyllischer Park in Funchal

Anschließend packt uns aber der Hunger und wir werden in einem kleinen Restaurant in der Fußgängerzone sehr nett bewirtet. Überhaupt ist der Service in den Restaurants überall super freundlich und aufmerksam. Nach dem Essen wollen wir eine Flasche Madeira Wein kaufen, für den die Insel weltbekannt ist. Wir geraten durch Zufall in eine Mischung aus Shop und Verkostungsräumlichkeiten der Firma Blandy’s. Der Wein ist super lecker und das Ambiente einfach traumhaft schön. Darüber vergessen wir die Zeit und als wir endlich wieder draußen sind, ist es schon höchste Zeit für das Abendessen. Wir finden ein kleines Restaurant mit vorzüglichem Essen und so wird es 11 Uhr, als wir endlich im Taxi zurück nach Calheta sitzen.

Der nächste Tag wird dann von den typischen Arbeiten bestimmt, die jedesmal nach einer langen Offshore Passage anfallen. Wir putzen das ganze Schiff, gehen Tanken und erledigen den Check-Out im Hafen für den nächsten Tag. So wird es Nachmittag, bis wir alles erledigt haben und der ursprünglich geplante Ausflug ins Landesinnere muss leider entfallen. Es wird aber trotzdem noch ein sehr lustiger Abend dank eines lokalen Festivals am Strand mit Liveband und jeder Menge Stände mit Essen und Trinken. Das ganze Dorf scheint hier mit Kind und Kegel versammelt und die Feier dauert bis weit in die Morgenstunden. Zum Glück ohne uns, da wir rechtzeitig den Absprung schaffen und statt dessen noch eine Flasche Prosecco auf der Peristera köpfen. Viel zu früh klingelt am nächsten Morgen der Wecker um 5:45. Wir haben bis zu unserem nächsten Ziel – der Insel Selvagem – 170 sm und rechnen mit 36 Stunden Fahrzeit. Da die Insel bis auf zwei Parkranger unbewohnt ist und die Ankerbucht nur bei Tageslicht angefahren werden kann, starten wir direkt nach dem Kaffee um 6 Uhr die Maschine und tuckern aus dem Hafen. Unser Weg führt uns zunächst an der Küste Madeiras entlang zum Cabo Girao.

Cabo Girao – das zweithöchste Kliff Europas

Hinter dem Namen verbirgt sich das zweithöchste Kliff Europas. Die Küste fällt vom höchsten Punkt 575 m steil ins Meer hinab. Lediglich unten am Wasser gibt es einen flachen Streifen, der für den Anbau von ein paar Bananen genutzt wird. Der Anblick ist überwältigend, auch wenn das Kliff wegen der frühen Morgenstunde noch weitgehend im Schatten liegt. Wir dümpeln eine halbe Stunde vor dem Kliff und setzen dann Kurs auf Selvagem. Das Wetter ist herrlich warm (andere sagen heiß) und die Sonne beschert uns trotz der Flaute einen herrlichen Tag. Nach einer sehr ruhigen Nacht und einem entspannten Morgen kommen wir um 15 Uhr in der Ankerbucht von Grande Selvagem an.

Tagsüber eine schöne Felsenbucht, abends Tummelplatz tausender Sturmtaucher

Grande Selvagem besticht durch seine Lage und Ursprünglichkeit. Da unbewohnt und von anderen bewohnten Inseln zu weit für einen Tagesausflug entfernt, wird sie nur gelegentlich von Seglern besucht. Das hat ihr eine im Atlantik einzigartige Ursprünglichkeit bewahrt. Die einzigen Menschen auf der Insel sind zwei Park Ranger, zwei Mann der portugisieschen Küstenwache und eine Handvoll Forscher. Da wir erst am nächsten Morgen mit dem Dinghi an Land dürfen, machen wir es uns an Bord gemütlich und erleben einen einzigartigen Abend. In unserer Bucht brüten unzählige sogenannte Graue Sturmtaucher. Als die Sonne beginnt, unterzugehen, kreisen sie über der Bucht und verbreiten mit ihrem Gekreisch eine unglaubliche Geräuschkulisse. Es müssen mehrere tausend sein, die bis zur Dunkelheit über unserem Boot kreisen. Leider werden sie nach Einbruch der Dunkelheit von Milliarden von Eintagsfliegen abgelöst und wir müssen sämtliche Lichter löschen und im Dunkeln sitzen. Am nächsten Morgen pumpen wir das Dinghi auf und truckern zum steinigen Strand, an dem uns die Parkranger und ein Offizieller von der Küstenwache schon erwarten. Die Aufenthaltsgenehmigung für die Übernachtung in der Bucht und den Landgang haben wir in der Tasche und die Formalitäten sind schnellstens erledigt. Man freut sich über unseren Besuch und bietet uns eine Führung über die karge Insel an.

Wir bekommen eine sehr interessante Führung über Grande Selvagem

Die Führung ist sehr interessant. Wir sehen zuhauf brütende Möwen, Lurche und kleine Eidechsarten sowie eine Reihe anderer Vögel. Da zumindest die Vögel keine Freßfeinde haben, haben sie selbst beim Brüten keinerlei Angst vor uns.

Ein grauer Sturmtaucher beim Brüten. Männchen und Weibchen wechseln sich mit dem Brüten ab und bleiben bis zu 7 Tagen auf den Eiern sitzen, während der Partner die Zeit draußen auf See mit der Nahrungssuche verbringt.
Eine Lurchart, die es nur auf Grande Selvagem gibt.

Der Parkranger erklärt uns sehr genau, wie sich die Natur durch eingeschleppte Tiere verändert hat und wie das Gleichgewicht zwischen den einzelnen Tierarten funktioniert.

Zurück bei ihrer Basis werden wir noch zu einem Kaffee eingeladen und dürfen Ihre selbstangebauten Tomaten probieren. Diese sind zwar sehr klein, schmecken aber ungemein lecker. Dabei erfahren wir auch noch einiges über eine neue Algenart, die sich rund um die Inseln im Atlantik aber auch in der Karibik ausbreitet. Diese Algen produzieren Giftstoffe, die sich über die Nahrungskette in den Fischen in und um die Buchten herum ansammeln. Die Park Ranger erklären uns, dass sie seit nunmehr zwölf Jahren keine Fische mehr in der Bucht fangen und raten uns auch dringend davon ab, in der Nähe der Bucht zu angeln. Ein dreiköpfiges Forscherteam sitzt mit am Tisch und ist gerade mit einer genaueren Erforschung dieser Algen beschäftigt. Dermaßen mit neuen Eindrücken versorgt kehren wir am frühen Nachmittag zurück zum Schiff und sind eine Stunde später wieder auf See. Leider wieder ohne Wind, dafür mit bestem Wetter und zunehmend weniger Welle. Somit wird die letzte Etappe bis nach Las Palmas sehr gemütlich und wir können mal wieder an Deck essen, ohne die ganze Zeit alles festhalten zu müssen.

Gemütliches Frühstück an Bord

Am nächsten Tag umrunden wir um 14 Uhr die große äußere Hafenmole von Las Palmas und sehen schon von weitem Linda auf der innern Pier stehen und winken. Als wir eine knappe Stunde später am Reception Pier fest machen, ist sie noch ganz davon überwältigt, Ihr „Baby“ endlich wieder bei sich zu haben.

Wir müssen noch eine Stunde bis auf das Ende der Siesta warten und verbringen die Zeit bei einem großen Radler und jede Menge Erzählungen. Linda und Ihr Mann wollen alles genau wissen und so vergeht die Zeit bis zum Check-In sehr schnell. Wir fahren dann noch zu dem uns zugewiesenen Liegeplatz und checken dann erst einmal in der Sailor’s Bar ein – dem Treffpunkt der Segler im Hafen von Las Palmas.

An dieser Stelle endet mein Blog über die 8-monatige Erfüllung meines Traums. Im Kopf werden die Erinnerungen daran jedoch noch ewig weiter leben. Ich werde in den nächsten Tagen noch ein Fazit anfügen mit einer Zusammenfassung all der schönen, interessanten, faszinierenden und aufregenden Erlebnissen während dieser zwei Atlantiküberquerungen und den 5 Monaten in der Karibik.