Peristera und die Grenadines

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29. Januar – 09. Februar

Peristera – hinter dem Namen verbirgt sich nicht nur eine kleine griechische Insel in den Sporaden, sondern auch das Segelschiff von Linda. Linda ist Schwedin und nutzt das Segelschiff, um mit dem Verkauf von Törns auf der ganzen Welt Ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Ich habe sie in Las Palmas auf einer Veranstaltung der ARC kennengelernt, an der sie ebenfalls mit einer Truppe von zahlenden Kundinnen aus Schweden teilgenommen hat. Sie wird in den nächsten Wochen noch 2 Törns mit Kunden machen und das Boot dann in Sint Maarten an mich übergeben, damit ich es zusammen mit Freunden im Mai / Juni zurück nach Europa segele. Da wir beide gerade Zeit haben, nutzen wir die Gelegenheit, mich mit Peristera gründlich vertraut zu machen.

Peristera – eine Beneteau Oceanis 47 Fuss

Die ersten 3 Tage verbringen wir damit, einige kleine Reparaturen durchzuführen, die Benzinfilter am Motor zu wechseln und auch die Kühlflüssigkeit zu erneuern. Das ist mit sehr viel Spaß verbunden, auch wenn man praktisch nirgends am Motor schrauben kann, ohne sich vorher zu verrenken, da Schiffsmotoren generell sehr eng verbaut sind. Da wir nicht in Eile sind, bleibt auch noch genügend Zeit für den einen oder anderen Rumpunsch. Neben dem Motor gehen wir natürlich auch durch alle anderen kritischen System an Bord durch. Besonders komplex ist der Watermaker – ein System das uns auf dem Atlantik mit Frischwasser versorgen soll. Watermaker funktionieren auf Basis von Osmosefiltration und sind sehr störanfällig. Ihre Bedienung ist vergleichsweise komplex – insbesondere die diversen Methoden zur Fehlerbehebung.

Wieder zurück in St. Lucia zu sein ist auch verbunden mit einem Wiedersehen von Freunden, die man in Las Palmas kennengelernt hat. Sowohl Blanca und Ramiro von der Vitamin Sea als auch … und die Kali sind aktuell hier und es gibt natürlich immer viel zu erzählen.

Am Montagabend kommt Kathi. Kathi lebt hier auf St. Lucia. Ich habe sie über einen anderen Segler kennengelernt. Sie hat zusammen mit einer Verwandten immer einen Stand, wenn die ARC ankommt. Kathi war so überaus nett, ein Teil meines Gepäcks von Mikes Schiff zu übernehmen und bei sich aufzubewahren. Ich staue des Gepäck auf Lindas Schiff und danach gehen wir gemeinsam im „The Cliff at Cap“ essen.

Am Mittwoch geht es dann los. Wir legen gegen Mittag ab und machen uns auf den kurzen Weg in die Soufriere Bay. Die Fahrt dahin ist sehr langsam und wir lassen abends das Unterwasserschiff von einem lokalen Taucher reinigen. Am nächsten Morgen starten wir bereits vor 8 Uhr zu einem längeren Schlag nach Bequia. Bequia ist eine der Inseln von St. Vincent and the Grenadines. Wir absolvieren die 55 Seemeilen teils in einer wahren Rauschefahrt (dank der Reinigung des Rumpfes) und machen um 17 Uhr an einer Boje in der Admirality Bay fest. Wir setzen mit dem Dinghi an Land über und machen uns auf die Suche nach einer Bar für den obligatorischen Anleger. Dort treffen wir auf zwei Deutsche und tauschen uns über unsere weiteren Pläne aus. Danach geht es zurück zu Coco’s Restaurant wo wir uns bei Fisch und Pasta prächtig mit einem weiteren Pärchen aus England unterhalten, die allerdings keine Segler sind.

Am nächsten Morgen müssen wir zunächst einmal einklarieren. Das geht erstaunlich schnell und anschließend kaufen wir an einem Straßenstand leckeres Gemüse und den „besten Bananenkuchen der Insel“. Zurück auf dem Boot machen wir uns fertig und legen ab zu unserem nächsten Ziel – den Tobago Cays.

Die Tobago Cays sind einer der absoluten Hotspots auf meiner Liste und nachdem wir uns durch die Riffe geschlängelt haben bekommen wir von Willi eine gut gegen Wind und Wellen geschützte Boje zugewiesen. Willi ist einer der Locals, die nicht nur die Bojen zuweisen sondern die Yachties abends auch mit einem Lobster Barbecue am Strand verwöhnen. Dazu haben sie eine offene Grillstation errichtet und eine Reihe von Tischen in den Sand unter die Palmen gestellt. Linda kennt Willi von früheren Besuchen und wir werden wie Freunde behandelt. Er nimmt uns dann auch gleich mit zu einem der Käfige unter dem Wasser, wo er die Hummer aufbewahrt, und holt unsere Abendessen aus dem Käfig.

Danach folgt ein faszinierendes Schauspiel. Nachdem die Hummer getötet und für den Grill vorbereitet sind, werden die restlichen Teile ins Meer geworfen. Da zieht regelmäßig mehrere Rochen an, die in diesem Gebiet leben und jeden Abend pünktlich um 17 Uhr zu Ihrem Abendessen erscheinen. Sie schwimmen direkt vor unseren Augen im seichten Wasser umher und als ich mit dem dem Schnorchel ins Wasser begeben, kann ich sie fast berühren, so nahe kommen sie heran. Nach der „Fütterung“ lassen wir uns von Willi’s Frau in die Geheimnisse der Hummerzubereitung einweihen und bekommen die Lebensgeschichte von seiner Tochter erzählt. Wir sind mittlerweile zu Dritt, nachdem ein Freund von Linda, der zufällig neben uns an einer Boje liegt, uns zum Abendessen begleitet. Dazu begleitet uns eine waschechte Steelband. Hummer und Rumpunsch schmecken super lecker und am 22 Uhr geht ein unvergesslicher Abend im Paradies mit einem letzten Glas Wein an Bord zu Ende.

Unser Ziel für den nächsten Morgen ist die Clifton Bay auf Union Island und da die Strecke nur 6 Seemeilen beträgt, beschäftigen wir uns den Morgen mit einer Schnorchelrunde und etwas Arbeit. Der Blick auf das Wetter zeigt dann für den Abend stark zunehmende Winde und wir beschließen, statt der Clifton Bay die Chatham Bay anzulaufen. Sie befindet sich auf der anderen Seite der Insel und ist besser gegen den Wind geschützt. Die Bucht ist bereits ziemlich voll, als wir ankommen, aber Seckie hilft uns bei der Auswahl eines guten Ankerplatzes und wir revanchieren uns mit einem Besuch in seiner Strandbar. Zunächst aber kommen ehemalige Kunden von Linda mit dem Dinghi vorbei und wir laden Sie auf ein Glas Wein und ein paar Häppchen zu uns an Bord ein. Wir treffen Sie später wieder bei Seckie zusamen mit einem weiteren Pärchen, das in Florida lebt aber fließend Deutsch spricht. Die Szenerie ist wieder mal ein einziger Traum und es wird ein weiterer unvergesslicher Abend am Strand der Chatham Bay.

In der Nacht gibt es rund um die Insel sehr viel Wind und  die Chatham Bay ist für seine Fallböen berüchtigt. Die ganze Nacht und den nächsten Morgen fallen sie mit schöner Regelmäßigkeit über uns herein und so bleiben wir erst einmal an unserem Ankerplatz. Gegen Mittag werden die Böen ruhiger und wir machen uns auf unser ursprüngliches Ziel – die Clifton Bay – anzusteuern. Da wir dazu nur einmal rundum die kleine Insel herum müssen, nutzen wir den Motor. Wir sind schon fast da, als sich plötzlich der Motoralarm mit einem fürchterlichen Piepsen meldet. Gleichzeitig fällt die Drehzahl stark ab. Wir stoppen sofort die Maschine und setzen das kleinere der beiden Vorsegel, um manövrierfähig zu bleiben. Linda macht sich auf die Suche nach der Ursacht und wird auch umgehend fündig. Die Benzinfilter sind schon wieder verstopft (Linda hat vor einem Jahr dreckiges Benzin verkauft bekommen und Reste davon befinden sich immer noch im Tank) und der Motor bekommt nicht mehr genügend Benzin. Scheiße. Wir beschließen zu wenden, und wieder zurück zur Chatham Bay zu fahren, da wir hier von den Wellen geschützt sind und besser am Motor arbeiten können. Auf der Fahrt wechselt Linda die zwei wichtigsten Filter und so können wir den Motor für das Ankermanöver wieder starten. Danach beginnt die eigentliche Arbeit. Wir pumpen sämtliches Benzin aus den beiden Tanks in leere Kanister, von denen Linda zum Glück genügend an Bord hat. Das ist sehr zeitaufwendig und wir werden damit erst nach Sonnenuntergang fertig.

Am nächsten Morgen hat sich der Dreck im Benzin in den Kanistern gesetzt und wir pumpen vorsichtig von oben weg das Benzin zurück in den Tank. Im ganzen Schiff riecht es natürlich intensiv nach Diesel und wir versuchen, den Gestank mit Essig zu neutralisieren. Das macht zwar sehr viel Arbeit, funktioninert aber sehr gut.

Dann starten wir den mittlerweile dritten Anlauf, um die Clifton Bay auf der anderen Seite der Insel anzulaufen und machen 2 Stunden später tatäschlich an einer Boje in der Bucht fest.. Die Clifton Bay ist ein Inbegriff karibischer Schönheit. Der Ort Clifton erfüllt so ziemlich alle Klischees eines karibischen Dorfes und die Bucht beinhaltet alles, was die Karibik auf dem Wasser zu bieten hat. Dazu kommt noch das inzwischen unter Seglern absolut legendäre Happy Island. Happy Island ist eine künstlich erschaffene Insel. Anfang 2000 hatte der Insulaner Janti Ramage die grandiose Idee, weggeworfene Muschelschalen auf einem Stück Riff anzuhäufen und somit ein Fundament für ein Gebäude zu schaffen. Das Gebäude wurde zu einer Bar und Happy Island war geboren. Happy Island ist als Insel gerade so groß, dass die Bar von Janti darauf passt. Man kann es nur mit dem Dinghy erreichen, was seiner Popularität aber nur gut tut. Und so trifft man beim Sundowner Segler aus aller Welt zum gemütlichen Plausch bei einem Rum Punsch, Painkiller oder einer Pina Colada. Parallel dazu nutzen die Kiter vom nahegelegenen Kite Surf Paradies die Gelegenheit, vor der Bar Ihre Show abzuziehen. Und es kommt auch vor, dass einer der Kiter mit einem kühnen Sprung an der Bar vorbeifliegt und sich im Flug ein hingehaltenes Bier schnappt.

Wir dürfen da natürlich nicht fehlen und gießen uns vor dem Abendessen ordentlich einen hinter die Binde, während wir Schweden, Deutsche, Russen und Franzosen kennenlernen (die alle dasselbe tun 😊).

Am nächsten Tag müssen wir dann leider schon wieder zeitig los zu unserem endgültigen Ziel – der Blue Lagoon Bucht auf der Hauptinsel St. Vincent. Wir haben dieses mal den Wind von vorne und brauchen ganze 10 Stunden für 35 Seemeilen Luftlinie. Zum Glück hält der Motor durch, auch wenn der Vorfilter schon wieder etwas Dreck aus dem Diesel gefischt hat. Die Blue Lagoon ist eine Lagune, zu der es nur eine sehr enge Durchfahrt durch das Korallenriff gibt. Innerhalb des Riffs ist das Wasser sehr ruhig und auch der Wind wird weitgehend abgeschirmt. Wir machen an einer Boje fest und bekommen von einer Segellehrerin den Tipp, im Restaurant 4 Shells zu essen. Das 4 Shells ist ein lokales Restaurant und bereitet uns eine excellente Dorade zu einem super günstigen Preis zu.

Am nächsten Morgen verabschiede ich mit von Linda, die sich jetzt auf den Emfpang Ihrer Gäste vorbereiten muss. Ich gehe mit dem guten Gefühl von Bord, dass ich Peristera mittlerweile gut kenne und das sie uns sicher über den Atlantik bringen wird. Außerdem bin ich jetzt auch mit Ihren kleinen Eigenheiten ausreichend vertraut und freue mich schon darauf, wenn Sie im März in Sint Maarten im Hafen auf mich wartet.

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