Abschied vom Paradies

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22. April – 2. Mai

Nach meiner Rückkehr von St. Croix realisiere ich langsam, dass die Tage in der Karibik zu Ende gehen. Martin bereitet sich in Antigua auf seine Überführung einer Lagoon 44 vor. Und ich nutze die letzten Tage für letzte Ausflüge auf und um die Insel.

Ein absolutes Highlight ist mein Besuch auf St. Barth. Diese kleine Insel liegt nur 20 sm von Sint Maarten entfernt und ist einer der Hotspots von Leuten mit viel Geld. Die Insel ist sehr gepflegt, die Straßen sauber und der Verkehr hält sich tatsächlich in Grenzen. Das hat allerdings auch seinen Preis. Nach meiner Ankunft mit der Fähre von Philippsburg laufe ich zunächst an der Hafenstraße entlang Richtung „Stadtmitte“. Meinen Weg säumen die Läden der ganz großen Labels von Prada über Hermés, Rolex, DIOR, Louis Vuitton etc… . Aber auch im normalen Supermarkt haben es die Preise in sich. Martin war vor zwei Wochen mit einer Chartercrew hier. Denen waren die Eier ausgegangen und sie haben auf St. Barth 20 Stück nachgekauft – zum stolzen Preis von 38 USD. Ohne Worte.

Ich habe bis zu meiner Rückfahrt 7 Stunden Zeit und gönne mir zunächst einen vergleichsweisen preiswerten Capuccino in einem französischen Café mit Blick auf den Hafen. Da ich um diese Zeit morgens der einzige Gast bin, berät mich die Inhaberin ausführlich darüber, was ich mit meiner begrenzten Zeit am Besten anfange. Und so lande ich nach einem kurzen Fußweg am Shell Beach. Die Strände sind in St. Barth – wie übrigens überall in der Karibik – öffentlich und umsonst. Somit steht einem ausgedehnten Schnorchelausflug nichts im Wege. Die Anzahl der Fische ist hier zwar leider sehr begrenzt Schildkröten oder Rochen bekomme ich auch keine zu sehen. Dafür aber zwei richtig große Fische bei deren Anblick ich mich kurz frage, welche Form nochmal die diversen Raubfische haben. Sie haben aber keinerlei Interesse an mir und sind gleich wieder im trüben Wasser  verschwunden.

Am Nachmittag spaziere ich dann noch auf den Hügel, der die West- von der Ostküste trennt. Direkt unter mir liegt der Flughafen von St. Barth. Die Landebahn ist sehr kurz und wird auf der einen Seite von besagtem Hügel begrenzt. Auf der anderen Seite mündet sie direkt in einer wunderschönen Bucht. Pilotenfehler sind hier nicht angebracht.

Zurück an der Fähre treffe ich Luca wieder. Er arbeitet als Beachboy in der Oriental Bay auf Sint Maarten und war mit seiner Frau beim Vorstellungsgespräch in einem Standrestaurant in St. Barth. Wie immer ist man ja gleich best Buddy und so wird die Rückfahrt sehr kurzweilig. In der Schlange vor der Immigration lerne ich dann noch allerlei wissenswertes über den Karneval auf der Insel und mache auf dem Rückweg zu meiner Peristera einen Abstecher zum Festival Platz. Dort ist bereits die Hölle los und es strömen immer noch weitere meist jüngere Besucher dahin. Wäre sicher interessant gewesen. Ich bin jedoch müde und habe am nächsten Tag noch Einiges zu tun.

Am 26. Mai kommen endlich Max und Tom. Sie landen zeitgleich kurz nach Mittag und ich hole sie mit einem Mietwagen ab. Wir fahren erst einmal zum Schiff, laden das Gepäck ab und machen eine Bootsbesichtigung. Danach werden die Kajüten bezogen und punkt 16 Uhr sind wir wieder abmarschbereit. Ich habe für den Nachmittag einen Besuch des Maho Beach vorgesehen und wir genießen dort bei einem obligatorischen Rumpunsch den Flugbetrieb und natürlich den legendären Sonnenuntergang. Danach geht es zurück aufs Schiff. Max und Tom sind beide hundemüde und so mache ich mich alleine auf den Weg ins Lagoonies. Dort treffe ich zunächst auf zwei alte Bekannte aus dem Hostel in Antigua. Auch Martin ist mit seiner Crew hier und es wird ein netter kurzweiliger Abend.

Mit Tom (links) und Max (Mitte) ist die Crew jetzt endlich komplett

Am nächsten Morgen besprechen wir die Einkaufsliste und machen uns anschließend auf den Weg zum Super U in Grand Case. Das ist ein gut ausgestatteter französischer Supermarkt der alles hat, was wir für die nächsten Wochen auf See benötigen. Der Einkauf dauert entsprechend mehrere Stunden. Zum Schluß ist unser Mietwagen völlig überladen und er schlingert dermaßen, dass ich mit max 40 km/h zurück zum Schiff zuckele. Sehr zum Verdruß der einheimischen Fahrer aber da ich mit Warnblinker fahre, hat jeder Verständnis. Schließlich sind die meisten Autos hier mehr oder weniger kaputt und mit Vorsicht zu fahren.

Nachdem wir alles auf dem Schiff verstaut haben, haben wir mächtig Hunger und so fahren wir zurück nach Marigot und enden in einem der kleinen offenen Straßenrestaurants mit leckeren Meeresfrüchten und einer tollen hausgemachten Chillisauce.

Am Abend statten wir dann dem Katamaran von Martin einen Besuch ab. Er liegt vor Anker hier in der Lagune und hatte uns gestern zu fortgeschrittener Stunde spontan zum Abendessen eingeladen. Leider hat er versäumt, seiner Crew davon zu berichten und so wird das Abendessen etwas spontan. Nichtsdestotrotz haben wir viel Spaß und revanchieren uns für den Folgeabend mit einer Gegeneinladung.

Den nächsten Tag verbringen wir mit einigen restlichen Arbeiten am Schiff sowie dem Ausklarieren in Sint Maarten, welches wir am nächsten Tag verlassen wollen. Eigentlich wollen wir auch noch Tanken, doch da ist ungewöhnlich viel los. So vertagen wir das Tanken auf den nächsten Morgen und machen uns ans Kochen für das Abendessen für Martin und seine Crew. Wir lassen uns natürlich nicht lumpen und zaubern ein 3-Gänge Menü und der Abend wird feuchtfröhlich – ein zünftiger Abschied für diese schöne Insel.

Am darauffolgenden Samstagmorgen sind alle schon vor 6 Uhr wach und pünktlich um halb acht steuern wir die Tankstelle an. Ein Katamaran ist uns zuvor gekommen und so warten wir in der Lagune darauf, dass wir an die Reihe kommen. Zeit für Max, sich mit dem Steuern der Peristera vertraut zu machen und gleichzeitig zu verhindern, dass sich ein Holländer vor uns drängelt. Nach dem Tanken verholen wir uns an einen Steg und warten darauf, dass die Brücke hinaus aufs Meer um 10:30 öffnet. Martin kommt noch mit dem Dinghi zu Besuch und begleitet uns bis zur Brücke, bevor wir uns endgültig verabschieden müssen. Ich wünsche ihm alles Gute für seine Fahrt mit der Boogie Woogie und dann rauschen wir als eines der letzten Boote durch die Brücke aufs Meer hinaus. Kaum draußen ist auch Martin schon wieder da. Er hatte in der Eile seine Badeschlappen bei uns an Bord vergessen.

Unser nächste Ziel ist auch direkt in Sicht. Es ist die Nachbarinsel Anguilla. Auf dem Weg dahin macht sich Max mit den Segeln vertraut – soweit das bei dem lauen Wind möglich ist. Um 16 Uhr laufen wir dann in Road Bay ein – eine schöne Bucht mit ein paar Häusern und dem Customs & Immigration Office. Letzteres hat jedoch schon zu und so verlegen wir uns in die Elvis Beach Bar. Elvis ist der coole Barchef hinter der Theke und seine Bar wird zu unserem Stammplatz für die nächsten 3 Tage. Gegessen wird allerdings bereits an Bord – ansonsten würde es wieder einmal reichlich teuer werden.

Da inzwischen unsere gesamten restlichen US Dollar für den Mietwagen draufgegangen sind (Bezahlung mit der Kreditkarte hätte einen Aufschlag von 15% bedeutet), machen Max und ich uns am Sonntag auf den Weg zur Bank. Ein ordentlicher Fußmarsch von über einer Stunde beschert uns einen Abstecher zu einer fröhlichen Shopbesitzerin (diese Shorts würden Dir toll stehen) und der Erkenntnis, dass der Bankomat keine US Dollar ausspuckt. Wir machen uns also auf den Rückweg und versuchen unser Glück am nächsten Montag. Dieses Mal wollen wir uns den Weg sparen und beginnen zu trampen. Gleich das dritte Auto hält und wir haben so richtig Glück. Eine Einheimische Mutter, die gerade Ihre Tochter zu was auch immer gefahren hat, sammelt uns ein und fragt, wohin wir wollen. Sie fährt uns daraufhin zuerst zum Bankomat (immer noch keine US Dollar), dann zu einem weiteren ihr bekannten Bankomat (auch keine US Dollar) und schließlich zur zweiten Bank am anderen Ende der Insel. Wir unterhalten uns prächtig und bedanken uns über die Maßen. Sie würde uns auch noch weiter herumkutschieren, aber wir wollen sie dann tatsächlich nicht mehr weiter belasten. Der Bankomat hat – wie könnte es auch anders sein – natürlich auch keine US Dollar. Ich kann aber immerhin ein paar EC Dollar ziehen und so sind wir wieder eingeschränkt flüssig. Da wir so gesehen richtig viel Zeit gespart haben, machen wir noch einen Abstecher in die Rendevouz Bay, die nur einen kurzen Fußmarsch entfernt ist, bevor wir zu Tom und der Peristera zurückkehren.

Zurück auf dem Schiff springen wir erst einmal schnelle ins frische Naß – ein Vergnügen, dass ich wirklich vermissen werde.

Am nächsten Tag gönnen wir uns noch einen Besuch auf Sandy Island. Sandy Island ist eine kleine Sandbank mit einer Bar darauf. Mehr Platz ist auf der Insel auch nicht aber sie hat wieder maximales Paradiespotential.

Am Abend steht dann noch ein letzter Besuch bei Elvis an, bevor wir am Dienstag dann endgültig aufbrechen werden. Und so sitzen wir gemütlich an der Bar, als wir plötzlich von Claudia und Uwe überrascht werden. Sie sind auch auf einem Abstecher von Sint Maarten aus hier, wollen aber erst in einer Woche starten. Es wird ein super toller Abend und ich weiß jetzt endlich auch, wo es den besten Rumpunsch in der Karibik gibt – bei Claudia und Uwe auf der Zulu! Dort endet mein letzter Abend in der Karibik wie es schöner nicht hätte sein können und wir fallen dann auch relativ spät aber feuchtfröhlich ins Bett.

Sonnenungergang in der Road Bay, Anguilla

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